Was ist eigentlich...
...bürgerschaftliches Engagement?
Eine Flüchtlingshelferin berichtet
Anfang 2015 begann eine unserer Ehrenamtlichen, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Anfangs kümmerte sie sich um einen 17-jährigen Syrer, der nach langem Aufenthalt im Asylantenwohnheim in Landau eine kleine Wohnung gefunden hatte. Sie gab ihm Sprachunterricht und mit ihrer Hilfe konnte er sowohl an einem Sprachkurs der VHS teilnehmen als auch einen Ausbildungsplatz ergattern.
„Als 2015 die große Flüchtlingswelle kam und in Landau ein Camp errichtet wurde, bildete sich ein Helferkreis, bei welchem ich ebenfalls aktiv wurde. Die Arbeit war dort sehr vielfältig: Sprachkurse, Wohnungssuche, unzählige Fahrräder reparieren und besonders Wohnungen einrichten und Küchen aufbauen.“, so erzählt uns die Freiwillige vom Beginn ihres Engagements.
Was sie als besonders anstrengend empfand, waren der Papierkrieg und die Behördengänge. In dieser Zeit betreute sie gemeinsam mit ihrem Mann 8 Akademiker. Diese waren aus Raqqa, der IS Hauptstadt geflohen, weil ihnen Enthauptung angedroht wurde. Als sie nach 3 Monaten nach Norddeutschland weiterzogen, weil sie hier keine Wohnung fanden, wurde ein großes Abschiedsfest gefeiert. „Sie umarmten uns alle und sagten, dass sie trotz des Wegzugs immer unsere Söhne bleiben werden. Das war sehr bewegend!“, beschreibt sie uns ergriffen.
2017 bat dann eine syrische Familie ihren Mann und sie um Hilfe. „Der Analphabetismus erschwerte anfangs einiges, jedoch lernten die beiden Jungen von 5 und 6 Jahren sehr schnell Deutsch. Sie konnten im Fußballclub untergebracht werden und lernten so gut schwimmen, dass sie wenig später sogar der Wasserwacht beigetreten sind.“
Nachdem diese Familie weggezogen war, wurde die Ehrenamtliche 2019 von einem jungen afghanischen Familienvater um Hilfe gebeten. „Sein Asylverfahren war seit 2015 noch immer nicht entschieden und so konnte er weder Sprachunterricht noch eine Arbeitserlaubnis bekommen. Als mein Bruder und ich ihm und seiner Frau Deutschunterricht gaben und auch endlich seine Identität aus Afghanistan bestätigt wurde, bekam er erfreulicherweise eine Arbeitserlaubnis.“ Sie berichtet uns, dass er nächstes Jahr eine Ausbildung beginnen wird und mittlerweile schon den Führerschein geschafft hat.
Sie könne anderen Menschen nur raten, sich einzubringen. „Gerade in der Flüchtlingshilfe ist ohne ehrenamtliches Engagement die Integration nicht zu schaffen. Der Staat allein kann das nicht machen. Man selbst hat hier die Möglichkeit zu verändern und vieles in positive Bahnen zu lenken. Außerdem überwiegen trotz aller Misserfolge die guten Momente.“, fasst sie ihren Bericht zusammen.