Natur und Kultur erwandert
Über 50 heimatverbundene Landkreisbewohner und Aktive der FWA machten sich mit Wanderführer Nik Söltl und Geschäftsführerin Laura Dullinger auf, Kostbarkeiten von Natur und Kultur am Rande des Weges aufzusuchen und zu begutachten.
Die stattliche Wandergruppe traf sich am Samstagvormittag im Schatten der weit ins Isartal hinein grüßenden Barockkirche von Thürnthenning. Unser zweiter Vorsitzender Nik Söltl begrüßte erfreut die zahlreichen Teilnehmer auch im Namen unserer 1. Vorsitzenden Gudrun Zollner. Er stellte sodann das Programm vor, das sich im Bereich “Rund um den Thürnthenninger Zwiebelturm“ abspielen sollte.
Den ersten Punkt der Kirchenführung der sehenswerten St. Nepomuk-Kirche übernahm der langjährige Kirchenpfleger und jetzige Mesner von Thürnthenning Josef Zurl. Er verstand es, die dramatischen Ereignisse, die seinerzeit zum Kirchen-Neubau geführt hatten, mit der Gestalt des Kirchenpatrons St. Nepomuk als Patron des Beichtgeheimnisses und der Dynastie der damals ortsbeherrschenden Freiherrn „Auer von Winkel“ gekonnt in Verbindung zu setzen.
Bei der Wanderung durch das Dorf, das im Mittelalter das Zentrum des Weinanbaus in Altbayern war, verglichen wir am Standort des ehemaligen Schlosses historische Schlossansichten mit den heutigen Baulichkeiten des „Schlossbauern“ und konnten die Lage des einstigen riesigen Gewölbekellers, der seinerzeit der ideale Weinkeller der Freiherrn von Auer war, lokalisieren, ebenso den großen Rossstall des Schlossherrn.
Am nördlichen Dorfende stießen wir auf die abseits gelegene, sehr sehenswerte Wieskapelle, die um 1740 vom Freiherrn Maximilian Gottlieb von Auer erbaut wurde. Frau Rammelsberger aus Dingolfing, die Grundstücksbesitzerin der Wiese, stellte uns den eigentümlich gestalteten Heiland in der Rast vor, der früher das Ziel vieler Pilger war. Die überlebensgroße Figur des leidenden Heilands in der Angerkapelle, künstlerisch geformt aus billigem Gips und Jute, berührt auch heute noch die Kapellenbesucher durch seine gefühlsbetonte Gestik.
Über den Lohweg, quer durch wogende Getreidefelder, erreichten wir eine mächtige alleinstehende Eiche, in deren willkommenem Schatten wir eine kurze Rast einlegten. Von hier aus führte uns Nik Söltl zu dem Marterl im nahen Wald, das an die Ermordung des Otteringer Pfarrers Johannes Doppler durch den jung verheirateten Freiherrn Franz Xaver von Winkel im Jahre 1694 erinnert. Der Sage nach hatte sich der Pfarrer strikt an das Beichtgeheimnis gehalten und dem Adeligen nicht preisgegeben, was ihm dessen Frau in der heiligen Beichte anvertraut hatte. Das konnte der Freiherr dem Pfarrer nicht verzeihen und schoss ihn nieder. Als späte Sühne für seine ruchlose Mordtat erbaute der Täter im Alter die jetzige Dorfkirche mit dem bezeichnenden Patron St. Nepomuk, der vor 1400 wegen der Wahrung des Beichtgeheimnisses vom böhmischen König Wenzel von der Karlsbrücke in die Moldau geworfen wurde.
Letzte Station vor der Einkehr in Kleinweiher war die kleine, schmucke Dorfkirche in Schöndorf aus dem 15. Jahrhundert mit dem für unsere Gegend ungewöhnlichen Kirchenpatron St. Kilian. Almut von Trotha aus Schöndorf stand mit dem Schlüssel bereit und lobte an dieser Stelle die Dorfgemeinschaft, die das Kirchlein und sein Umfeld so schön herausgeputzt hatten. Hier verrichteten wir gemeinsam ein ökumenisches Friedensgebet, ehe wir ins Wirtshaus in Kleinweiher aufbrachen.
Groß war die Überraschung, als wir dort auf einen Oldtimer-Club mit seinen historischen Fahrzeugen traf. An die zwanzig gepflegten und glänzend geputzten Benzinkutschen standen dort eingeparkt wie im Automobilmuseum. Da gab es falle fleißigen Wanderer bei einer köstlichen Stärkung noch viel zu bestaunen und zu bereden.